Aufnahmeorte > Österreich > Oberösterreich > Ulrichsberg |
Koordinaten: 48°40'30.69"N; 13°54'37.48"E
Das Dorf Ödenkirchen. Das Bild wurde auch im Heimatbuch von Ulrichsberg verwendet. Die Qualität des Dia meines Vaters hat mittlerweile stark gelitten. Ich kannte das Dorf als kleiner Bub noch so wie es hier abgebildet ist. Einige meiner Mitschüler aus der Volksschule mussten täglich den ca. 3 km langen Fußmarsch in die Schule nach Ulrichsberg antreten (1962 - 1966). An ein Bringen und Abholen mit dem Auto war nicht zu denken. Und wenn im Winter allzuviel Schnee lag, kamen sie halt nicht in die Schule. Die mitgebrachte Jause dieser Kinder war etwas unbeschreiblich Gutes: Hausbrot und ein in Papier eingewickeltes Stück Speck. Das war kein durchzogener Bauchspeck, sondern ein Würfel weißer Speck mit einer vom Räuchern schwarzen Oberfläche. Das Papier, in dem der Speck eingewickelt war, war vom Fett schon durchsichtig geworden. Kirche gibt es in dem Dorf keine. Mein Großvater (Gustav Wasmayr) vermutete, dass hier der Ursprung der Klostergründung von Schlägl zu suchen sei. "Chirichen" hieß das Dorf früher. Die Zisterziensermönche verließen aber kurz nach 1200 das Gebiet und die Kirche verödete und später sprach man von Ödenkirchen. Ob die Deutung zu gewagt ist, kann ich nicht beurteilen, spannend ist sie allemal. |
Blick vom Hochhauser auf Ulrichsberg. Ein Teil des Hochhausers ist uralt und stammt aus der Zeit der Falkensteiner, die hier einen Burgstall einrichteten. Zur Zeit der Aufnahme war das Haus noch frei zugänglich und man konnte die Stützmauern des ehemaligen Wohnturms aus dem Mittelalter sehen. Anbei waren auch eine Vogeltenne und Teichanlagen erkennbar. Den Hochhauser gab es schon lange vor der Gründung von Ulrichsberg. |
Der mittelalterliche Teil ist die linke Haushälfte mit den kleineren Fenstern (auf dieser Aufnahme nicht gut zu sehen). Leider ist das Haus heute nicht mehr zugänglich. |
Das Dorf Berdetschlag - ein typischer Rodungsname. In den 1970er Jahren war vom gewaltigen Baumsterben, ausgelöst durch massiven Käferbefall, noch nichts zu sehen. Am Kamm des Böhmerwaldes erkennt man die hellen Flecken des "Steinernen Meeres". Rechts davon ist die höchste Erhebung des Böhmerwaldes auf österreichischer Seite, der Plöckenstein, hier noch vollständig bewaldet. |
Dietrichschlag ("Diadaratschlog") |
Stollnberg, eine Siedlung, in der jeder Hof einem Pfoser gehört, außer dem Hof vom Eisner. Darüber liegt Obernhof, ein Mayer-Hof des Stiftes Schlägl mit der runden Michaels-Kapelle. Das Dorf am Waldrand ist Sonnleiten. |
Das Dorf Hintenberg. |
Über das Dorf Lichtenberg führt die Straße hinauf in die Schöneben, das bekannte Langlaufzentrum. |
Dieser freie Blick von Ulrichsberg das Mühltal entlang hinunter nach Aigen ist heute nicht mehr möglich. Die paar Häuser in der Bildmitte gehören zur Ortschaft Erlet. Der Name weist auf das Vorkommen von Rot-Erlen hin, die man auch tatsächlich heute noch an der Großen Mühl antrifft. In Erlet, wo der Hintenbach in die Große Mühl mündet, waren einst zwei Mühlen in Betrieb: Die Kaar-Mühle und die Ledermühle. In der Kaarmühle wurde lange Zeit ein hervorragendes Roggenbrot gebacken. Die Ledermühle hat als Bäckerei überlebt und liefert mittlerweile ein großes Sortiment an sehr guten Mühlviertler Broten. Den Mühlen, die den Hintenbach nutzten, waren ursprünglich auch Sägewerke angeschlossen. Meine Großmutter erzählte mir, dass sie als Kind mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft zum Wäscheschwemmen hinunter zum Hintenbach mussten. Mit dem Leiterwagerl wurde die Wäsche transportiert und dann im eiskalten Wasser geschwemmt. Natürlich wurden die Hände klamm vor Kälte und so manches Wäschestück entkam mit der Strömung - ein damals furchtbarer Verlust. Für mich war der "Ledamünaberg" mit Vergnügen verbunden. Es war unglaublich lustig, im Winter mit der Rodel auf der ungestreuten Straße hinunterzufahren. Oft hängten wir mehrere Rodeln zusammen. Kurzes Vergnügen - langer Rückweg, wie wir Kinder das erlebten. Manchmal musste ich von der Ledermühle einen frischen Laib Brot holen. Den Laib brachte ich nie heil nach Hause, immer hatte ich die knusprige, aromatische Kruste angebissen. |
Das Dorf Seitelschlag ("Seiraschlog"). |
Nach Seitelschlag kam ich als Kind selten, aber wenn doch, dann waren da immer eine Menge Gänse unterwegs - zumindest noch in den 1960er Jahren. |
Das Dorf Kandlschlag ("Kanaschlog"), das man über Dietrichschlag erreicht. Jeder Bauer, wie in jedem anderen Dorf auch, hat hier Birnbäume hinter dem Haus stehen und macht daraus einen herrlichen Most (hanti und sau, dass da Pfoad hint einizoigt). Nach einem Besuch eines "Kanaschlöga"-Bauern mit meinen Eltern konnte ich die "hinterfotzige" Wirkung des Mostes beim Rückweg durch das "Diadaratschöga"-Waldl erfahren. |
Das Dörfchen Fuchslug kurz vor der Asphaltierung der Zufahrt aus Kandlschlag. Im Bauernhof der Familie Wöß wurde lange Zeit noch im abseits stehenden Backofen ein flaches Roggenbrot gebacken. Manchmal bekamen wir auf Bestellung so ein herrliches "Wessenbrot" (von Wöß). In meiner Erinnerung existiert kein besseres Brot. Das Brot enthielt keinen Weizen, war flach und wirklich dunkel und verdiente die Bezeichnung Schwarzbrot. An manchen Stellen war die Kruste fast verbrannt - für mich die allerbesten Bissen. Eine Schnitte dieses Brotes, beschmiert mit einer dicken Lage Butter, vielleicht leicht gesalzen - mehr brauchte es nicht. Jede Wurst, jeder Käse auf dem Brot hätte augenblicklich den Urgeschmack zerstört. Das ist alles gut 40 Jahre her. Heute bekommt man eher kuchenartige Brote, deren Krume das Aufstreichen von Butter kaum verträgt. Lediglich einige Bio-Bäckereien versuchen sich in der Herstellung derartiger Roggenbrote. Mir ist klar: Das "Wessenbrot" wäre heute nicht verkaufbar, die Ansprüche der Konsumenten drehen sich um Aussehen, gleichbleibende Qualität und andere nivellierende Merkmale. Aber es sind ja die alten Backöfen schon längst nicht mehr vorhanden. |
Quelle: Wasmayr, G.: Ulrichsberg. Geschichte des Marktes und seiner Dörfer. 1971 Bilder: Dia-Archiv meines Vaters, Friedrich Winter |